Freier Demokrat, weil….

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Oliver Stirböck: Warum ich Freier Demokrat bin

Warum ich Liberaler bin, hat man mich schon häufig gefragt, ich sei doch ganz vernünftig. Eben deshalb. Für mich soll Politik vernünftig sein, problemlösend, verantwortlich. Vorrang für verantwortungsethisches gegenüber gesinnungsethischem Handeln. Natürlich habe ich trotzdem einen Kompass. Und der ist von großer Skepsis gegenüber der Klugheit des Staates geprägt. Der Verstand der Bürger ist dem des Staates strukturell überlegen. Der kluge Staat setzt daher auf den geordneten Wettbewerb als wirkmächtiges Such- und Entdeckungsverfahren. Der kluge Staat begrenzt aber auch sein Wissen von dem, was die Bürger so tun und was sie lassen. Der überbürokratisierende wie der überwachende Staat sind mir ein Greuel – ebenso wie „Mutter Staat“, die fürsorglich verbrämte Erziehungsdemokratur, früher von schwarzen, heute hauptsächlich von roten und vor allem grünen Sheriffs beherrscht, die alles verbieten wollen, was nicht in ihr neobiedermeierisches Weltbild passt. Mein Motto hingegen ist banal, fast schlicht: „leben und leben lassen“. Ich schätze auch den politischen Wettbewerb, der Wettstreit der Argumente und auch der – manchmal zugespitzten – Worte macht mir Spaß. Ganz vernünftig und mit verantwortungsethischem Anspruch weiß ich, dass man, wenn man regiert, aber auch Kompromisse machen muss. Manchmal ist der Kompromiss im Übrigen auch die Weiterentwicklung der eigenen Position. Ich glaube daher an kluge Kompromisse. Es gibt kluge Kompromisse und stures und damit faules Beharren auf der eigenen Position; oft ist Kompromissbereitschaft überhaupt der Schlüssel, um eigene Positionen durchzusetzen. Nein nicht oft, eigentlich immer. Das unterscheidet mich von manchen, die ich inhaltlich unterstütze. Und noch etwas ist mir wichtig. Liberal sein, bedeutet bei aller Überzeugtheit von der eigenen Position, auch immer im Hinterkopf zu behalten, das mit einer Restwahrscheinlichkeit auch der andere Recht haben könnte. Das könnte man „mein Credo“ nennen.

Warum bin ich Mitglied der FDP geworden bin

Mein damaliger Aufnahmeantrag gibt einen Hinweis darauf: Mir ging es darum, die Kraft zu unterstützen, die sich die „innere Freiheit“ auf die Fahnen geschrieben hat. Heute verstehe ich darunter mehr noch als damals auch die Freiheit vor dem paternalistischen Staat, dem bevormundenden, den daher überbürokratisierenden. Doch es war nicht nur eine Entscheidung für die FDP, es war auch eine Entscheidung gegen die anderen. Die SPD hatte eine Jugendorganisation, die sich als antikapitalistisch verortete, die Junge Union war für mich ein angepasster, spießiger, unkritischer Haufen, die Kohl-Jugend – wie sie heute die kritiklose Merkeljugend ist. Das ging gar nicht. Daher überzeugte mich die Beschreibung der Jungliberalen, hier sinngemäß wiedergegeben, die Jusos wollten die Selbständigen knebeln und die Junge Union die Selbstdenkenden. Den Anspruch für Freiheit in Gesellschaft und Wirtschaft einzutreten konnte ich überzeugend nur bei Jungen Liberalen und FDP finden. In die FDP einzutreten war natürlich überspitzt ausgedrückt auch das „kleinste Übel“. Das muss zwangsläufig so sein: Denn natürlich gefiel und gefällt mir auch das eine oder andere nicht, was die FDP vertreten hat oder vertritt. Eine Partei, mit der man 100 Prozent übereinstimmt, kann es schließlich nur dann geben, wenn man – unvorstellbar für einen Liberalen – seine Meinung mit dem Aufnahmeantrag abgibt oder das einzige Mitglied ist… Ich habe in diesen Jahren viele Vorsitzende erlebt, viele Generalsekretäre, viel Spitzenpersonal – nicht immer war es spitze. Daher gab es auch viele Krisen. Aber auch nach all diesen Jahren bin ich überzeugt von meiner Entscheidung für die liberale Idee.

Wofür ich seit der Wahlniederlage bei der letzten Bundestagswahl kämpfe

22.9.2013: Ein paar platte Lebensweisheiten: 1. in jeder Niederlage steckt auch eine Chance. Man muss sie nur beherzt ergreifen und nicht vor der Zukunft weglaufen. Das heisst: jetzt weiter gemeinsam für die Idee, für die wir kämpfen! 2. Wer sich kleinmacht, wird kleingemacht. Das heißt: nie wieder sich devot zur Partei der zweiten Wahl machen. 3. Die größten Fehler werden in Momenten der Euphorie oder der Niederlage gemacht. Das heißt jetzt mit kühlem Kopf analysieren und agieren. ‪#‎FDP‬

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23.9.2013: Heute beginnen wir den Neuaufbau der FDP aus den Ländern und Kommunen. Mit Hessen als Hort der Stabilität. Auch wenn es keinen hessischen Sondertrend gegeben hat, sondern nur ein besonders spannendes Ergebnis bei der Landtagswahl, können wir bei allem Reformbefarf auf der über Jahrzehnte gewachsenen Stabilität dieses Landesverbandes aufbauen. Das sollten wir in Zeiten wie diesen wertschätzen. Um nicht falsch verstanden zu werden: Die FDP braucht eine Erneuerung an Haupt und Gliedern: Im Selbstverständnis, in Themensetzung, in Themenvermittlung und im Stil. Nie mehr will ich es erleben, dass man sich selbst zur zweiten Wahl degradiert. Weder im Bund noch in Hessen.