Weiß: Jetzt ist es höchste Zeit für aktiven Lärmschutz – Stadt Offenbach drängt auf Umsetzung wirksamer Vorschläge

05.04.2012

Immer wieder wird über „aktiven Lärmschutz“ gesprochen. Vorgeschlagen werden: Lärmminderung durch schonendere Flugrouten sowie andere An- und Abflugverfahren sowie der Einsatz leiserer Flugzeuge. Seit geraumer Zeit kritisiert die Stadt Offenbach, das Schnekentempo bei der Entwicklung und Umsetzung dieser Maßnahmen. Die Betriebsregelungen und Flugverfahren am Frankfurter Flughafen würden bisher kaum Rücksicht auf Lärmminderung nehmen. Jetzt will die Stadt auch im Rahmen des bevorstehenden Planergänzungsverfahrens den Druck erhöhen, kündigt Stadtrat Paul-Gerhard Weiß an.

Bereits in ihren Einwendungen zum Ausbauverfahren hatte Offenbach zahlreiche Vorschläge eingebracht, die nachweisbar die Zahl der von Fluglärm stark betroffenen Menschen, erheblich vermindern. Diese Vorschläge wurden auch vom sogenannten Expertengremium „aktiver Schallschutz“ beim Forum Flughafen Rhein-Main geprüft, weitgehend für technisch machbar eingeschätzt und auch als wirksam eingestuft. Versuche im Probebetrieb hätten dies auch bestätigt, so Weiß.

Die wichtigste Maßnahme zur Reduzierung von Fluglärm sei, so Weiß, der „Segmentierte Anflug“. Bei dieser Route werde die Stadt Offenbach im Süden umflogen. Getestet wurde diese Variante zwischen Februar und Oktober 2011 in den Nächten zwischen 23 Uhr und 5 Uhr. In dem von Ministerpräsident Bouffier jüngst vorgelegtem Maßnahmenpaket wurde die Prüfung einer zeitlichen Ausdehnung auf die Abendstunden ab 21 Uhr, die verbindliche Einführung für alle Flugzeuge und eine schonendere Routenführung für die Kreisgemeinden zugesagt. Offenbach will für dieses Verfahren nunmehr mindestens auch die Morgenstunden einbezogen sehen. Paul-Gerhard Weiß: „Es muss doch jedem einleuchten, dass es besser ist, Wald und Autobahn zu überfliegen als alle südlichen Stadtteile einer dichtbesiedelten Großstadt“. Ein analoges Verfahren hat die Stadt Offenbach auch für den Anflug auf die Nordwestbahn vorgeschlagen und in die entsprechenden Gremien eingebracht. Weiß: „Das Expertengremium Aktiver Lärmschutz hat auch hier die technische und rechtliche Machbarkeit bestätigt, den Vorschlag aber bisher aber noch nicht weiter verfolgt“. Es seien verschiedene Varianten denkbar, um die dichtesten Siedlungsgebiete zumindest in der gesetzlichen Nacht zu schonen.

Auch eine deutliche Anhebung der Flughöhen sei möglich, argumentiert die Stadt seit langem. Deren Einhaltung werde bereits im Offenbacher Osten häufig unterschritten. Offenbach hat diesen Tatbestand in die Gremien eingebracht und entsprechende Änderungen der Flugverfahren im „Bouffier-Papier“ ebenso zugesagt wie die Streichung des Eindrehbereichs über Bürgel-Rumpenheim.

Vorgesehen ist jetzt auch eine Anhebung des Anflugwinkels von 3,0 auf 3,2 Grad auf dem Anflug zur Nordwestbahn. „Das ist zu gering“, so die Einschätzung der Stadt. „Es bringt im Ergebnis nur sechzig Meter mehr Höhen. 3,5 Grad müssten es schon sein, um die Überflughöhe relevant zu steigern“. Ergänzt werden müsse dies durch lärmschonenderes Anfliegen, was bei weitem nicht von allen Piloten beherrscht werde. Ein entsprechendes Training auf dem jeweils neuesten Kenntnisstand müsse verpflichtend sein.

Wichtig sei, die Umsetzung und Wirksamkeit aller ankündigten Maßnahmen zu überprüfen. Weiß: „Und so lange sollten die Flugbewegungen auf dem derzeitigen Stand gehalten werden. Damit könnten Landesregierung und Genehmigungsbehörde einen Beitrag leisten, dass im Streit um das Nachtflugverbot verloren gegangene Vertrauen zurückzugewinnen.“