Nach 24 Jahren: Weiß übergibt Kreisvorsitz an Stirböck
„Er bleibt Kopf und Gesicht der FDP“
Nach 24 Jahren als Vorsitzender der Freien Demokraten hat Offenbachs Superdezernent für Stadtplanung, Bauen und Bildung Paul-Gerhard Weiß den Kreisvorsitz an den Landtagsabgeordneten Oliver Stirböck übergeben. Die Jahreshauptversammlung wählte Stirböck einstimmig zum Nachfolger von Weiß. „Der herausfordernde Dezernatszuschnitt lässt es nicht zu, gleichzeitig auch das Parteiamt mit der anstehenden Wahlkampfvorbereitung zu bewältigen“, begründete Weiß seinen Verzicht auf eine 13. Kandidatur. Stirböck hob heraus, Weiß habe fünf erfolgreiche Kommunalwahlkämpfe der FDP verantwortet, in denen die Offenbacher FDP hessenweit 4 mal unter den Top 5 der Kreisverbände abschnitt. Das beweise den Respekt, den die Freien Demokraten sich lokal unter Weiß erarbeitet hätten. „Weiß bleibt auch ohne Parteiamt unsere wichtigste kommunalpolitische Figur – Kopf und Gesicht“, so Stirböck.“ Er habe sich mit seiner sachlichen und fachlichen Arbeit Respekt über die Parteigrenzen hinweg erarbeitet. Mit ihm verbunden sei das derzeit laufende, 200 Millionen Euro schwere Programm zur Erweiterung, Modernisierung und Digitalisierung der Offenbacher Schulen, die bereits alle mit Gigabit-Anschlüssen ausgestattet wurden, was im Hessenvergleich vorbildlich sei. Für die Stadt wichtige, aber oftmals schwierige Bebauungspläne, wie etwa für das ToysreUs-Gelände, seien mit lösungsorientierter und vermittelnder Detailarbeit gut vorangebracht worden. Fraktionsvorsitzender Dominik Schwagereit bezeichnete die Zusammenarbeit zwischen Weiß und der Rathausfraktion als „erstklassig“.
In seiner ersten Rede als Kreisvorsitzender der FDP nannte es Stirböck als Aufgabe der Freien Demokraten, das „qualitativen Wachstum“ der Stadt zu fördern und gut zu steuern. Früher hätten die Menschen einen Bogen um Offenbach gemacht, jetzt ziehe man gerne hierher. Dies sei eine Chance für Offenbach: Neubauten führten insgesamt zu einem besseren Standard der Umgebungsbebauung. Und mit den Zuzügen aus der Region gelinge die Balance der Bevölkerungsstruktur besser. Die Freien Demokraten seien daher nur für eine Koalition nach der Wahl zu haben, wenn diese die Erschließung neuer Wohnbaugebiete nach den Vorgaben des Masterplanes weiter vorantreibe. Nur so könne auch der Wohnungsmangel und steigende Mieten bekämpft werden. Eine bessere Kaufkraft der Offenbacher sei auch die Grundvoraussetzung, um den Einkaufsstandort Offenbach zu stärken. Offenbach müsse aber auch noch stärker eine Stadt zum Wohlfühlen werden. Stirböck spricht sich daher für umfassende Fassadensanierungsprogramme rund um die Innenstadt, eine weitere Aufwertung des Stadtgrüns und mehr Bäume an großen Straßen wie der Waldstraße aus. Innerstädtische Plätze müssten „heimeliger“ werden. Der Autokorso um den Wilhelmsplatz werde die nächsten Koalitionsverhandlungen genauso wenig überleben wie den Marktplatz als Durchgangsstraße die nächste Legislaturperiode. Wichtig sei, dass der Autoverkehr die City gut erreichen könne, diese aber nicht zerschneide oder den Aufenthalt störe. Gute Verkehrslenkung und Verkehrsverflüssigung durch Digitalisierung, die konsequent weiterverfolgt werden müsse, seien der FDP besonders wichtig. Zugleich sprach sich der Freidemokrat für eine stärkere regionale Zusammenarbeit gerade in Verkehrsfragen aus. Seine Rolle im Dreigestirn mit Dezernentem Weiß und Fraktionschef Schwagereit sieht Stirböck darin „FDP pur“ zu vertreten und über den „tagespolitischen Koalitionskompromiss“ hinaus zu denken. Unzufrieden äußerte er sich, ohne Schuldvorwürfe zu verteilen, über die Zusammenarbeit zwischen Koalition und OB. „Da gibt es zu viele Fingerhakeleien, die Zeit kosten. Deshalb bemühen wir uns immer um den Kompromiss und die Effizienz“. Der OB mache auch vieles gut, vor allem kommunikativ. Bei Grundsteuer und Wilhelmsplatz habe sich Schwenke aber öffentlich für populistisches Irrlichtern und kleine politische Feldvorteile entschieden statt intern etwas Konstruktives beizutragen.
Für die Kommunalwahl hat die Partei um Stirböck eine vielfältige Truppe zusammengestellt. Neue Stellvertreter sind die ehrenamtliche Stadträtin und ehemalige IHK-Hauptgeschäftsführerin Eva Dude und die Vorsitzende der Jungen Liberalen (JuLis), Anja Kofahl. Der Geschäftsführer der Landeswohlfahrtsverbandsfraktion Georg Schneider bleibt Vize-Vorsitzender, Dr. Guido Kruse Schatzmeister. Neuer Europabeauftragter ist der Jungliberale Dimitrios Kladowasilakis. Außerdem im Vorstand: Dr. Vera Langer, Monika Rinke und Dr. Henning Stumpp, die JuLis James Alford, Anin Kabir, Janis Köksel, Carl Parnack sowie Peter Caligari, Dr. Hans R. Diefenbach, Dr. Joachim Glasenapp und Rainer Rist.