Dreck ist jetzt 48 Stunden nach Meldung weg
Ermittler finden mehr Hinweise auf Verursacher / Digitalisierung wird zur Verbesserung der Lebensqualität genutzt
21.02.2023
Illegale Abfallhaufen, die sich immer häufiger im Stadtgebiet auftürmen, sollen innerhalb von 48 Stunden von den Entsorgungsteams abgeräumt sein. Dieses Ziel hatte sich die Stadt Ende 2021 gesetzt. Um dies Wirklichkeit werden zu lassen, wurde im vergangenen Jahr ein groß angelegter Umstrukturierungs- und vor allem Digitalisierungsprozess angestoßen, an dem die Stabsstelle Sauberes Offenbach, das städtische Ordnungsamt, der Stadtservice der Stadtwerke und die Stabsstelle Digitalisierung gemeinsam gut und effizient gearbeitet haben. „Anfang des Jahres 2023 waren alle Schnittstellen programmiert und das Projekt so weit abgeschlossen, dass jetzt ein erfolgreicher Start vermeldet werden kann“, sagt Stadtrat Martin Wilhelm, für den Stadtservice zuständiger Dezernent. „Als erfreulicher Nebeneffekt sind jetzt nicht nur die Entsorger schneller vor Ort, sondern auch die Mülldetektive, die die Verursacher der illegalen Ablagerungen zur Strafverfolgung ermitteln“, betont Ordnungsdezernent Paul-Gerhard Weiß.
„94 Prozent aller gemeldeten Müllablagerungen wurden seit Jahresanfang innerhalb von zwei Tagen von den Mitarbeitern des Stadtservices entfernt“, sagt Wilhelm. „Das ist ein sehr guter Start. Der Erfolg basiert vor allem auf einer deutlichen Ausdünnung der bisherigen Schnittstellen im alten System der Abarbeitung der Meldungen über wilden Müll. Für die Menschen ändert sich im Grunde nichts, nur der positive Aspekt, dass der Müll schneller weg ist. Die Wege, auf denen illegale Abfallhaufen gemeldet werden können, bleiben wie immer: über den Mängelmelder, den Kundenservice der Stadtwerke, das Ordnungsamt und die Quartiersrundgänger.“ Die teilweise noch analogen Kommunikationswege wurden ausgemerzt.
Die Kosten für die Schnittstellenprogrammierung wurden zu 90 Prozent über Fördergelder gedeckt, die von der Stabsstelle Digitalisierung unter der Führung von Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke aufgetan wurden. OB Schwenke betont: „Natürlich wird es in der Praxis auch mal Fehler geben. Aber grundsätzlich gilt: Wenn jemand Dreck meldet, verschwindet dieser jetzt innerhalb von 48 Stunden. Die Bürgerinnen und Bürger können an diesem Beispiel ganz konkret sehen, wie Digitalisierung dazu beiträgt, in ihrem direkten Wohnumfeld für mehr Lebensqualität zu sorgen. Genau das war mein Ziel bei der Einrichtung der Stabsstelle Digitalisierung: die verschiedenen Ämter und Gesellschaften in der Stadtverwaltung dabei zu unterstützen, dass Schritt für Schritt Prozesse verbessert und danach digitalisiert werden, damit die Menschen in Offenbach bessere Dienstleistungen bekommen.“
Dem pflichtet Ordnungsdezernent Paul-Gerhard Weiß bei: „Entscheidend war neben der Digitalisierung die Verbesserung des Prozesses schon im Vorfeld. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in dem Digitalisierungsprojekt zur Umsetzung der 48-Stunden-Dreck-weg-Garantie haben die wirklich verdienstvolle Aufgabe übernommen, die über Jahre gewachsenen und nicht immer gradlinigen Wege aus digitalen, telefonischen und analogen Meldungen zu entwirren, zu programmieren und damit auf eine zielführende Strecke zu bringen.“. Umständliche, teils noch händische Einträge in Excel-Tabellen gehören ebenso der Vergangenheit an wie die Auftragszettel an die Truppe „Wilde Ablagerungen“ des Stadtservices, die dann die alten Küchenschränke und zerbrochenen Lattenroste tatsächlich abholen und auf das Müllfahrzeug hieven. Die Mitarbeiter sind jetzt mit Tablets unterwegs. Darauf erhalten sie nicht nur in Echtzeit eingehende Hinweise auf neue illegale Müllhaufen, sie dokumentieren auch mit Vorher-Nachher-Fotos, dass der Dreck weg ist. Damit verschwindet die Meldung auch aus dem Mängelmelder.
Schnell vor Ort sind auch die Mülldetektive des städtischen Ordnungsamtes. „Je eher unsere Kollegen den wilden Müllhaufen inspizieren, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, hier eine heiße Spur zum Eigentümer oder der Eigentümerin zu finden“, sagt Ordnungsdezernent Paul-Gerhard Weiß und ergänzt: „Das erhöht die Chance, dass unsere Müllermittler ordnungswidrige Müllablagerungen rechtzeitig stoppen können. In einem konkreten Fall konnten unsere Ermittler eine illegale Wohnungsentrümpelung verhindern, weil sie die Verursacher auf frischer Tat ertappten. Wären wir später informiert worden, hätte der Müll erstmal auf der Straße gelegen und es hätte zusätzliche, aufwändige Ermittlungen benötigt. Aber auch wenn die Verursacher schon das Weite gesucht haben, so ist es dennoch gut, wenn unsere Mülldetektive schneller Kenntnis von solchen Ablagerungen haben: Wenn die Müllberge erst mal durchwühlt sind oder neuer Sperrmüll dazugestellt wurde, werden wertvolle Hinweise verwischt.“
Auch wenn die Entsorgung von wilden Müllhaufen innerhalb von 48 Stunden klappt, können illegale Müllablagerungen teuer werden. „Die Verursacher begehen so oder so eine Ordnungswidrigkeit, die wir mit saftigen Bußgeldern ahnden. Da können schnell vierstellige Beträge zusammenkommen, die richtig weh tun“, sagt Paul-Gerhard Weiß.