„Lärmpausenmodelle": Für Offenbach viel Lärm um nichts
Der Offenbacher FDP-Vorsitzende und ehemalige Flughafendezernent Paul-Gerhard Weiß hat die vorgelegten Modelle für eine zusätzliche Stunde Nachtruhe durch gesteuerte Bahnbelegungen als „für Offenbach nahezu irrelevant“ bezeichnet. Weder bei den Landungen noch bei den Starts werde es für Offenbach nennenswerte Veränderungen geben.
Natürlich sei dies unter den Bedingungen des Planfeststellungsbeschlusses auch schwierig. „Nur: Es wurde von der schwarz-grünen Koalition viel angekündigt und für Offenbach kommt fast nichts heraus“. Das Ziel, die Nachtruhe für Offenbach um ein Stunde zu verlängern, werde weitgehend verfehlt. Man müsse sogar von einer Mogelpackung sprechen, da die im Offenbacher Süden liegende „Centerbahn“ – die für Landungen laut Planfeststellungsbeschluss und Lärmberechnung nur noch gelegentlich genutzt werden sollte – plötzlich wieder in die regulären Planungen für den Landebetrieb einbezogen und deren Belegung als „Lärmpause“ für den Süden verkauft werde. Das sei absurd.
Insgesamt wurden 5 Modelle vorgelegt, die den Anspruch erheben, die Nachtruhe um eine Stunde zu verlängern. In den Modellen 1-3 ändere sich bei der überwiegend vorherrschenden Betriebsrichtung – bei der über Offenbach gelandet wird – faktisch nichts: Sowohl im Offenbacher Süden als auch im Offenbacher Norden wird in diesen Modellen bis 23 Uhr und wieder ab 5 Uhr gelandet. Hier werde überhaupt keine zusätzliche Lärmpause erreicht. Ob dabei die Südbahn oder die dicht neben der Südbahn gelegene und den Offenbacher Süden genauso betreffende Centerbahn angeflogen werde, sei unerheblich. „Dafür ist der Abstand zwischen diesen Bahnen viel zu gering, das sind beides südliche Bahnen“. Bei den Varianten 4 und 5 werde der Verkehr zwischen 22 und 23 Uhr im Süden gebündelt, es werde da also lauter. Eine „Pause“ gäbe es in dieser ohnehin verkehrsarmen Landezeit nur für nördliche Stadtteile mit einem großen Abstand zum Süden. Für den Offenbacher Süden und naheliegende Stadtteile sieht keine einzige Variante eine verlängerte Nachtruhe vor.
Bei den Starts – die in Offenbach zu 20 bis 30 Prozent des Jahres vorkommen – ergeben die Modelle 1,3 und 4 ebenfalls keine Verlängerung der Nachtruhe für Offenbach. Hier werde bis 23 Uhr und ab 5 Uhr auf den Parallelbahnen gestartet. In der Variante 2 und 5 würden die morgendlichen Starts zwischen 5 und 6 Uhr nur auf der Startbahn 18 West erfolgen und Offenbach somit verschonen. Aber: Dies wird teilweise heute schon praktiziert. Zudem ist der Startverkehr – genau umgekehrt wie bei den Landungen – in dieser Zeit gering, viel größere Bedeutung hat er in den Abendstunden, wo für Offenbach alles beim Alten bleibt. Auch bei den zulässigen und oft geballten Verspätungen bis 24 Uhr bei bestimmten Wetterlagen über Offenbach bleibt es dann.
Paul-Gerhard Weiß – der in seiner Dezernentenzeit auch stellvertretender Vorsitzender der Fluglärmkommission war – empfiehlt der Landesregierung, nun selbst erst mal eine Lärmpause bei dem Thema einzulegen. „Zumindest aus Offenbacher Sicht war das bisher viel Lärm um nichts“.