"Mit einer Übernahme des Stadions überhebt sich die Stadt" – Ferdi Walther warnt vor "Rolle rückwärts" bei Stadionneubau

img_walther_90.jpgDer stellvertretende FDP-Kreisvorsitzende Ferdinand Walther hat begrüßt, dass mit der Einigung der Koalition auf ein Sportzentrum am Bieberer Berg der Offenbacher Amateur- und Breitensport neue Perspektiven gewinne. Der Freidemokrat mahnt aber auch an, den Blick für das Leistbare nicht zu verlieren. Bei Forderungen nach bis 20 Millionen Euro städtischer Haushaltsmittel für einen Stadionneubau gehe es nicht um eine abstrakte Summe, deren Fehlen keiner spüre. Eine solche Mehrausgabe müsste komplett kreditfinanziert werden und werde künftig Jahr für Jahr Zinsbelastungen von knapp einer Million EUR mehr zu Folge haben. Dieser Betrag stelle immerhin rund 1/4 des Kulturhaushaltes der Stadt dar und sei deutlich mehr als alle Offenbacher Sportvereine insgesamt jährlich zur Verfügung gestellt bekämen, so der ehemalige Kultur- und Sportdezernent Walther. Eine solche Ausgabe schränke damit den Spielraum für Bildung und freiwillige Leistungen der Stadt wie zum Beispiel für Kultur und Amateursport weiter ein. „Es ist nicht mehr wie früher. Der Haushalt ist seit vielen Jahren chronisch unterfinanziert. Geld für manches Wünschbare ist nicht vorhanden“, so Walther.

Der Liberale beklagt, „Sparen“ sei seit 2006 bei führenden Stadtpolitikern unterschiedlicher Couleur zum müden Lippenbekenntnis degeneriert. So mahne etwa Staatsminister Stefan Grüttner (CDU) ein Konzept für die vom Land aufgrund der schwierigen Situation der Stadt überwiesene Summe von 20 Millionen an. Dabei benötige es eines solchen nicht, da jede nicht geplante Zusatzeinnahme, ob unerwartete Gewerbesteuer oder unerwarteter Landeszuschuss, selbstverständlich der Defizitreduzierung diene. Grüttner & Co fehlten offenbar der Wille, den eingeschlagenen Sanierungskurs zu halten.

Vor einigen Jahren habe die Stadt das Theater, Jugendzentren und drei Schwimmbäder geschlossen, die Schließung der Stadthalle in internen Zirkel überlegt und das Stadion den Kickers in Erbpacht übertragen, damit sie es selbst betreiben und erhalten. Dies sei auch für die Politik insgesamt und ihn selbst ein schmerzhafter Lernprozess gewesen, dass es nicht mehr so weiter geht wie es mal war, meint Walther. Das Stadion jetzt wieder in städtische Regie zu übernehmen und die Verantwortung für eine mögliche Investorensuche zu übernehmen wollen, sei eine „Rolle rückwärts“. Denn für den Freidemokraten ist es schwer vorstellbar, wie der OFC nach einer Übernahme durch die Stadt künftig für den Unterhalt des Stadions werde aufkommen können. „In den vergangenen 20 Jahren haben die Kickers, sechs Jahre 2. Bundesliga und 14 Jahre Ober- und Regionalliga gespielt. Auch mit verbesserter Bilanz, wofür ein neues Stadion keine Garantie ist, würde sich der Verein kaum Stadionbau und Stadionbetrieb leisten können – uns ist kein Konzept bekannt, das dies glaubhaft darstellt „, meint Walther. Daran werde auch ein privater Investor substanziell wenig ändern, der zwar frisches Geld bringe, aber danach auch an Einnahmen beteiligt werden wolle. Die DFL erhöhe zudem ständig die Anforderungen an den Stadionbetrieb. „Der aktuelle Vorstand unserer Kickers arbeitet hervorragend, aber die Stadt kann doch nicht die Verantwortung für Vorstände und Spielergenerationen übernehmen, die da noch kommen können“, so der FDP-Politiker.

Walther beklagt: „Die Gewinne landen auf den Konten der hochbezahlten Spieler, das Risiko des Stadionbetriebs soll die Stadt und damit die Allgemeinheit übernehmen – diese Arbeitsteilung dürfen wir nicht mitmachen, auch wenn sie skandalöserweise in Mainz, Frankfurt und Wiesbaden vorherrscht“. „Mit einer Übernahme des Stadions und damit des Risikos überhebt sich die Stadt – egal ob das Geld aus dem ordentlichen Haushalt der Stadt oder aus städtisch beeinflussten Nebenhaushalten kommt“, resümiert Walther. Die FDP werde jede Idee für Betreibermodelle „auf Herz und Nieren“ prüfen, um eine mögliche „Geldvernichtung“ zu verhindern.