Stirböck: Schoppe ist ein großer Offenbacher

30.11.2006

Oliver StirböckGemeinhin vermutet man wenige Schnittstellen zwischen dem großen Offenbacher Konservativen Herrmann Schoppe und den Offenbacher Liberalen. Die Verbindungen zwischen Schoppe und dem Wahlerfolg der FDP sind größer als man gemeinhin denkt oder erwartet.

Wie sich jene erzählen, die schon länger als ich kommunalpolitisch tätig sind, stand Hermann Schoppe schon immer nicht nur für Law & Order, für Recht und Ordnung, sondern auch für Ordnung in seiner eigenen Partei.

Was auch schon mal dazuführte, dass er in Konflikte mit Menschen geriet, die die Partei anders ordnen wollten als er oder schlicht sich als Freigeister keiner noch so geringen Ordnung unterwerfen wollten. So war also der große Offenbacher Konservative Hermann Schoppe an der Entkopplung des christlichen Demokraten und großen Offenbacher Freigeistes Ferdi Walther von der CDU, eine Entfremdung, die schließlich in Ferdis Eintritt in die Freie Demokratische Partei mündete, nicht ganz unbeteiligt. Wahrscheinlich zum Segen für die Liberalen und zum Segen für die Union. Eine Win-Win-Situation sozusagen.

Danach zeigte sich aber wie große Politiker über ihren Schatten springen können: Denn als von 1977 bis 1985 Offenbach von einer bürgerlichen Mehrheit, natürlich gut, regiert wurde, saßen der CDU-Kreisvorsitzende Schoppe und FDP- Kulturdezernent Ferdi Walther im gleichen Boot, in dem sie oft in die gleiche, manchmal – wie man hört – die Offenbacher FDP war immer schon eine höchst eigenständige und manchmal auch dickschädlige Kraft – in unterschiedliche Richtungen ruderten. Aber immer volle Kraft voraus für unsere Stadt.

Bei meinen ersten politischen Zuckungen war mir das alles völlig unbekannt. Trotzdem war Schoppe fast zwangsläufig sozusagen einer meiner ersten – wie man in der politischen Kommunikation etwas martialisch sagt – „Feindkontakte“. Als nämlich eben jener Schoppe und eben jener Walther auf einer von mir mitorganisierten Podiumsdiskussion der Leibnizschule mit den Landtagskandidaten 1987 aufeinander gestoßen sind. Es war auch schon die Zeit der feingedrechselten und feingeistigen Sprüche. Ferdi Walther warb mit „Ferdinand für´s Hessenland“, Hermann Schoppe mit „Schoppe trinke, Schoppe wählen“. Wir spätpubertierenden Jungliberalen dichten das etwas hilflos um: „Schoppe trinken statt Schoppe wählen“ war unser Motto. Und weil wir wohl irgendwann einmal fanden, dass Schoppe doppelbödig argumentiert hatte (was ich im nachhinein natürlich ausschließen möchte), sprachen wir noch hilfloser und nicht viel origineller vom „doppelten Schöppchen“.

Für uns sehr junge Liberale war Schoppe eine Offenbacher Variante von Franz-Josef Strauß. Ich weiß nicht, ob wir dies als Kompliment empfanden. Ich bin mir aber sicher, dass Sie Herr Schoppe dies als solches empfunden hätten.

Heute können und wollen wir Freien Demokarten insgesamt unseren Respekt vor einer Person nicht verhehlen, sich immer mit aller Durchsetzungsfähigkeit und Kraft, mit aller Leidenschaft und einer unglaublichen Hingabe für unsere Heimatstadt eingesetzt und schwierige Aufgaben nicht nur übernommen, sondern sie auch gemeistert hat, den Respekt vor einer Person, die trotz aller karrieremäßigen Höhenflüge nie abgehoben ist. Herr Stadtrat a.D. Schoppe, Sie haben die heutige Auszeichnung nicht nur verdient, sie haben sich auch im wahrsten und positiven Sinne des Worte erdient im Einsatz für unsere Stadt.
(Rede zur Verleihung der Ehrenbürgerwürde an H. Schoppe, 17.11.2006)