Wahlprüfsteine ADFC
Wie schätzen Sie in den nächsten 5 Jahren den Anteil des Radfahrens im öffentlichen Raum Offenbachs ein?
Der Anteil wird sicher weiter zunehmen. Mit dem Fahrrad können viele Offenbacher Wege für Belange des täglichen Lebens – wenn auch nicht alle – ab einem bestimmten Lebensalter und bis zu einem bestimmten (individuell verschiedenen) Lebensalter – gut, schnell, gesundheits- und umweltfreundlich zurückgelegt werden. Davon werden vermutlich immer mehr Menschen Gebrauch machen. Deshalb ist es auch sinnvoll, das Fahrradfahren in unserer Stadt zu fördern, also vor allem Sicherheit und Attraktivität der Wege weiter zu verbessern.
Wie stehen Sie zu der Planung, die Fußgängerzonen probeweise für das Radfahren in Schrittgeschwindigkeit freizugeben.
Gegen eine Probezeit, die anschließend ausgewertet und beraten wird, sperren wir uns nicht. Dabei sollen aber auch die Eindrücke und Erfahrungen der Fußgänger und Einzelhändler erfragt und berücksichtigt werden. Grundsätzlich sind wir der Auffassung, dass die im Vergleich zu anderen Städten relativ kleine und teilweise auch enge Fußgängerzone den Fußgängern vorbehalten bleiben sollte, um Konflikte zu vermeiden. Es macht ja auch kein Problem, das Fahrrad an den Rändern der Zonen abzustellen und die wenigen Schritte zum anvisierten Geschäft zu Fuß zurückzulegen. Für eine sichere Umfahrung im Rahmen des Radwegekonzeptes könnte man an den Rändern ebenfalls Lösungen finden, gerade bei einer Umgestaltung des Marktplatzes.
Allerdings wird die Fußgängerzone auch jetzt schon von vielen Fahrradfahrern zu allen Zeiten häufig befahren – leider nicht immer in Schrittgeschwindigkeit. Da es uns vor allem um die Vermeidung von gefährlichen Situationen und Störungen der flanierenden Fußgänger geht, könnte eine Konzentration der Kontrollen auf Schnellfahrer sinnvoll sein, die dann aber auch intensiv und dauerhaft erfolgen muss. Dieses Ziel und entsprechende Maßnahmen müssten unbedingt mit einer auch offiziellen, probeweisen Freigabe verbunden sein.
Halten Sie es für geboten, die großen Ausfallstraßen (Waldstraße, Bieberer Straße, Sprendlinger Landstraße) nach dem Modell „Mühlheimer Straße“ für das Radfahren zu verändern?
Eigene Fahrradbereiche für große innerstädtische Ausfallstraßen sind aus Gründen der Verkehrssicherheit – ganz besonders für junge und ältere Verkehrsteilnehmer – auf jeden Fall sinnvoll. Ob sie überall analog zur Mühlheimer Straße möglich sind muss man im Detail prüfen. Dort war der nötige Straßenraum vorhanden. Teilweise gibt es im Rahmen des Radwegekonzeptes Umfahrungsmöglichkeiten, die von den FDP-Vorstandsmitgliedern auch eifrig genutzt werden. Allerdings sind diese nicht allen bekannt und auf Dauer gehören sichere Radfahrbereiche zu großen innerstädtischen Straßen – wenn irgend möglich – dazu. Übergangsweise sollten bestimmte Busspuren für Radfahrer freigegeben werden.
Ist es Ihrer Meinung nach richtig, für das Radfahren die „Grüne Welle“ auf ausgewählten Routen einzurichten?
Das erscheint uns als weiteres Kriterium für die ohnehin komplexe Steuerung der Ampelschaltungen zu schwierig, zumal die Tempi der Fahrradfahrer doch sehr verschieden sind.
Können Sie sich eine „Fahrradstraße“ wie die Goethestraße in Frankfurt auch in Offenbach vorstellen? Welche Straße halten Sie dafür geeignet oder angebracht?
Grundsätzlich können wir uns das natürlich auch für Offenbach vorstellen, denn Fahrradstraßen sind eine schöne Sache. Allerdings sollten sie in ein Verkehrskonzept eingebunden und in diesem auch sinnvoll sein. Aktuell fällt uns für Offenbach da kein vergleichbares Beispiel ein. Geprüft werden sollte aber die Einrichtung weiterer „unechter Einbahnstraßen“, also die Freigabe solcher Straßen für den Fahrradverkehr in entgegengesetzter Richtung. Dies haben wir stets gefordert und begrüßen auch die kürzlich erfolgten Veränderungen in Offenbach.
Würden Sie einen „Grünen Pfeil“ an geeigneten Ampelkreuzungen für rechtsabbiegende Radfahrer befürworten? (bei entspr. Änderung der StVO)
Wir sind bekennende Anhänger des „Grünen Pfeils“, zumal es in Offenbach Zeiten gab, in denen man es mit der „Verampelung“ der Stadt übertrieben hat. Vor einigen Jahren haben wir eine Ausweitung auch durchgesetzt. Eine Regelung mit einem „Grünen Pfeil“ speziell für Fahrradfahrer – bei der also die Autos stehen bleiben und die Radfahrer abbiegen – wäre unseres Erachtens erst einmal gründlich unter dem Aspekt der Verkehrssicherheit zu prüfen und entsprechende Regelungen in der StVO abzuwarten. Bis dahin sollte das Rotlicht auch eingehalten werden. Derzeit scheint das Regelbewusstsein auf diesem Gebiet bei einigen Verkehrsteilnehmern etwas rückläufig zu sein…
Die Planungen für einen Radschnellweg Darmstadt-Frankfurt könnten bald Realität werden. Würden Sie eine Zubringerstrecke aus Offenbach befürworten.
Einen Zubringerweg kann man sicher ausweisen.
Würden Sie einen Antrag an die Stadtverordnetenversammlung richten, der die Installation von viel mehr Abstellangeboten für Fahrräder fordert?
Es fehlen weiterhin Abstellplätze, auch z.B. in den Stadtteilen. Wo sie fehlen oder zu knapp sind und im öffentlichen Raum die Möglichkeit besteht, diese (zusätzlich) anzubringen, sollte man das tun. Der Aufwand hierfür hält sich in Grenzen, vor allem dann, wenn dies in ohnehin anstehende Baumaßnahmen integriert wird. Darauf kann man besser als bisher achten. Solche Initiativen würden wir unterstützen und auch einbringen.
Was würden Sie zur Beseitigung gefährlicher Verhältnisse für den Radverkehr vorschlagen z.B. die Regelung vor der Rathaus-Tiefgarage oder die hochstehenden Schienen in der Frankfurter Straße?
Falls man sich endgültig von dem Gedanken verabschiedet, Kunden aus Oberrad mit der Straßenbahn wieder bis an die Grenze der Einkaufszone (also bis zur Kaiserstraße) zu transportieren, um unserem Einzelhandel zusätzliches Potenzial zuzuführen, sollte man die Schienen nach und nach – bei ohnehin anstehenden Straßenarbeiten – herausnehmen. Das geht natürlich aus Kostengründen nicht kurzfristig. Das Problem Tiefgarage Rathaus entsteht durch das abrupte Ende des separaten Fahrradwegs direkt an der Ein- und Ausfahrt der Tiefgarage. Bei der Ausfahrt werden die Autofahrer auf kreuzende Fahrradfahrer durch ein entsprechendes Schild hingewiesen, bei der Einfahrt hingegen nicht. Dies wäre nachzuholen. Auch wäre zu prüfen, ob das Pflaster – trotz der gewünschten optischen Einheitlichkeit – an dieser Stelle durch entsprechende Darstellungen auf die Nutzung der Fläche durch Fahrradfahrer und Fußgänger optisch hinweist.
Die Etatmittel 2016 für die Verbesserung der Bedingungen für den Radverkehr sind mäßig. Was würden Sie unternehmen, um diese für 2017 zu erhöhen? Welche Maßnahmen würden Sie dabei priorisieren?
Da die Stadt Offenbach restriktiven Sparauflagen unterliegt, sind nicht nur die Etatmittel für den Radverkehr „mäßig“. Auch andere Haushaltsstellen können mitunter dringend erforderlichen Bedarf nicht abdecken. Nach der Freigabe mehrerer Einbahnstraßen für Fahrradfahrer und anderer Maßnahmen ist die Situation in unserer überschaubaren Großstadt der kurzen Wege insgesamt nicht so schlecht, wenngleich noch vieles zu verbessern ist. Man wird mit den Haushaltsmitteln hinkommen, wenn man die für das jeweilige Jahr vorgesehenen Maßnahmen auch tatsächlich regelmäßig realisiert.